Logopädie für Kinder

Logopädie für Kinder

Die Erarbeitung eines Lautes kann für ein Kind unter Umständen sehr mühsam sein. Es verlangt Selbst-Bewusstsein und Aufmerksamkeit. Trotzdem haben selbst die Kleinsten unter ihnen viel Freude in unserer Praxis – und das ist uns sehr wichtig! Die persönlichen Bedürfnisse und Interessen bilden die Grundlage für die Erarbeitung eines Lautes.

Motorische Übungen der Zunge und Lippen zur Koordinationsfähigkeit begleiten die Therapie genauso wie Übungen zur Hörwahrnehmung. Dies erfordert manchmal besonderes pädagogisches Geschick, da manche Kinder sich durchaus ihres „Fehlers“ bewusst sind. Wir schaffen dem Kind ein Umfeld, in dem es seine Ängste diesbezüglich verliert.

Die Therapie und die verwendeten Lernmethoden sind individuell an Ihr Kind angepasst. Da wir zusätzlich zu unseren fachspezifischen Angeboten im Bereich Logopädie auch die Klinische Lerntherapie anbieten, haben wir für das Thema „Sprache Lernen“ einen besonderen Blick. So kommen wir gemeinsam mit dem Kind schnell vorwärts, was wiederum die Lernfreude und Lernbereitschaft erhöht.

Logopädie für Kinder – Den Weg gemeinsam gehen

Es ist uns ein besonderes Anliegen, Sie als Eltern in die Therapie Ihrer Kinder mit einzubeziehen, denn Sie verbringen viel mehr Zeit mit ihnen als wir.
Eine umfassende Elternberatung sowie das Erstellen einer Übemappe gehört für uns zur Behandlung. Damit kann das Kind optimal zu Hause unterstützt werden. Der Behandlungsablauf kann sich dadurch enorm verkürzen.

 

Behandlungsfelder bei Kindern

Kindliche Aussprachestörung

Unter einer kindlichen Störung der Aussprache, auch Dyslalie genannt, versteht man Schwierigkeiten in der Bildung (phonetische Störung) oder auch Verwendung (phonologische Störung) von Sprachlauten. Ursache hierfür ist meist eine Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung im auditiven Bereich, welche häufig mit einer Entwicklungsverzögerung oder Entwicklungsstörung einhergeht.

Beispiele:

  • das Kind spricht /abe/ anstatt /Rabe/, der Laut /R/ kann nicht produziert werden
  • das Kind vertauscht die Laute zB /SCH/ mit dem Laut /S/; Schaf wird zu Saf obwohl beide Laute können isoliert produziert werden
  • das Kind spricht Topf anstatt Kopf und kann den Laut /K/ isoliert nicht bilden

Sprachentwicklung

Weicht der Spracherwerb eines Kindes bis zum Alter von 36 Monaten um mindestens 6 Monate ab, spricht man von einer Sprachentwicklungsverzögerung. Holt das Kind den Rückstand ab dem 36 Lebensmonat nicht auf, spricht man von einer Sprachentwicklungsstörung.

Folgende Bereiche des Sprachsystems können betroffen sein:

  • Phonetik/Phonologie (Lautsystem/Aussprache)
  • Lexikon/Semantik (Wortschatz, Sprachverständnis)
  • Syntax/Morphologie (Grammatik/Satzbau)

Verbale Entwicklungsdyspraxie

Die zentrale Störung liegt bei der verbalen Entwicklungsdyspraxie auf der Ebene der Planung und Programmierung der Sprechbewegungen. Das generelle Hauptmerkmal jeglicher Form von Dyspraxie ist die gestörte Willkürmotorrik. Automatisierte Bewegungsabläufe gelingen hingegen bedeutend besser
Die Symptome sind vergleichbar denen der Sprechapraxie, d.h. die Planung von Sprechbewegungen ist gestört.Schon früh zeigen betroffene Säuglinge/Kinder Probleme bei der Nahrungsaufnahme, d.h. sie verschlucken sich häufig (husten), weil der Ablauf von Saugen-Schlucken-Atmen beeinträchtigt ist. Beim Übergang von breiiger zu fester Nahrung wird viel Speichel produziert. Auch kann zuweilen beobachtet werden, dass die Kinder grobmotorisch ungeschickt sind, d.h. sie neigen zu häufigem Stolpern. Die Sprachentwicklung dieser Kinder ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nur wenige Lalllaute produzieren Sprechentwicklung. In den ersten Lautproduktionen fehlen die Konsonanten, sie produzieren eine Art “Vokalsprache” (z. B. “aaoo”). Sie werden auch als “stille Babys” bezeichnet und haben einen verspäteten Sprechbeginn (“Late Talker”).

Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen sind Höreinschränkungen, welche nicht in einer Verminderung des peripheren Gehörs begründet sind. Somit ist das Ohr normal entwickelt und funktionstüchtig, aber einige Höreindrücke werden im Gehirn anders wahrgenommen und/oder verarbeitet.

Mögliche Symptome:

  • Probleme der Schallquellenlokalisation (Wo kommt das Geräusch her)
  • verzögerte Reaktion auf auditive Stimuli
  • reduzierte Hörmerkspanne (auditives Gedächtnis)
  • Kinder fragen oft nach und sind in ihrem Handeln unsicher
  • Beeinträchtigung der auditiven Aufmerksamkeit
  • Schwierigkeiten auditive Informationen zu verstehen
  • Verlangsamte Verarbeitung von auditiven Informationen
  • beeinträchtigte Erkennung und Unterscheidung von Schallreiz
  • Sprachverständnis reduziert
  • Das Vorlesen von Büchern gefällt den Kindern nicht, können den Inhalt nur sehr lückenhaft wiedergeben
  • Kinder sind leicht ablenkbar
  • das Kind spricht lauter als es der Geräuschpegel der Umwelt erfordert

Myofunktionelle Störung/Orofaziale Dysfunktion

Bei einer Myofunktionellen Störung handelt es sich um eine Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe sowie das muskuläre Gleichgewicht aller am Schlucken beteiligten Strukturen (Wangen, Lippen und Zunge.)
Im Rahmen einer orofazialen Störung können folgende Symptome auftreten: Inkonstanter Mundschluss, Mundatmung, vermehrter Speichelfluss, sensorische und motorische Defizite der Zunge, unphysiologische Zungenruhelage und Vorverlagerung der Zunge beim Sprechen und Schlucken.

Mögliche Folgen einer nicht behandelten funktionellen orofazialen Störung sind eine gestörte Kau-, Beiß- und Schluckentwicklung, eine im besonderen die Laute /s/ und /sch/ betreffende Artikulationsstörung (Schetismus/Sigmatismus) sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen.
Der Therapieablauf gliedert sich in verschiedene Bereiche, die u.a. der orofazialen Wahrnehmung (z.B. korrekte Zungenruhelage), dem muskulären Aufbau (Stärkung von Zungen-,Lippen- und Wangentonus) sowie dem Anbahnen eines korrekten Schluckmusters dienen.

Täglich schlucken wir zwischen 1000 und 2000 mal. Liegt ein unphysiologisches (fehlerhaftes) Schluckmuster vor, drückt die Zunge beim Schlucken gegen die Zähne. Dadurch kann es zu einer Fehlstellung der Zähne kommen aber auch zu Kiefergelenksproblemen, Missempfinden im Mundraum und Hals, verspäteter Durchbruch der bleibenden Zähne, Spannungen und Schmerzen im Gesichtsbereich.

Wie erkenne ich eine Myofunktionelle Störung?

Mögliche Symptome:

  • Artikulationsfehler (S, SCH, T, D, L, N)
  • fehlender Mundschluss -> Mundatmung
  • Unterlippe verdickt und nass
  • gelegentlich Ausschlag um die Lippen
  • Speichel in den Mundwinkeln
  • Oftmals wenig Mimik
  • In Ruhelage liegt die Zunge an oder zwischen den Zähnen
  • Gesamtkörperliche Hypotonie; Haltungsprobleme

Warum Logopädie?
Die logopädissche Therapie, in welcher die Ursache behoben wird, ist Grundlage einer erfolgreichen kieferorthopädischen Behandlung. Was wird gemacht?

  • Ansaugübungen
  • Lippenübungen
  • Zungenübungen
  • Schluckübungen
  • Ruheplatzübungen (Zunge-, Füße- und Rücken am Platz)
  • Wahrnehmungsübungen im Mundraum
  • ganzkörperliche Arbeit
  • Lautarbeit (Anbahnung und Festigung der betroffenen Laute)

Ziel ist es den korrekten Ruheplatz der Zunge- und der Lippen zu festigen und ein physiologisches Schlucken und Sprechen herzustellen.
Um dies zu erlangen ist es stets wichtig auf dem neuesten Stand der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sein. Regelmäßige Fortbildungen machen uns dies möglich. Wir arbeiten effektiv, strukturiert und mit viel Bewegung – „Bewegung ist das Tor zum Lernen“

Störung des Redeflusses – Stottern

Stottern ist eine Sprechstörung, eine Unterbrechung des Redeflusses durch auffällige Blockaden, Wiederholungen oder Dehnungen von einzelnen Buchstaben, Silben oder Wörtern.
Im Moment des Stotterns weiß der Stotternde zwar genau, was er sagen möchte, er kann es jedoch nicht störungsfrei herausbringen.
Häufig entwickeln Stotternde so genannte sekundäre Symptome, wie auffällige Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur oder zusätzliche Körperbewegungen, beim Sprechen. Hinzu kommt, dass viele Betroffene auf das eigene Stottern mit Vermeidungsverhalten oder der Taktik des Verschleierns reagieren. Beim Vermeiden wird das Sprechen an sich weitgehend gemieden. Beim Verschleiern werden z. B. Füllwörter genutzt, um das Stottern zu umgehen.

Störung des Redeflusses – Poltern

Poltern ist eine Störung der Sprech- und Sprachwahrnehmung, welche sich oft durch schnelles, unrhythmisches und häufig nicht verständliches Sprechen auszeichnet.
Während eine zu schnelle Sprechgeschwindigkeit aber nicht zwingend als Teilsymptom des Polterns zu beobachten ist, zeichnet sich das Poltern immer durch Störungen in der sprachlichen Formulierung der gesprochenen Sätze aus.
Menschen, die an Poltern leiden, können ihre Zuhörer durch unvollständige und sprachlich unpassende Formulierungen, Satzabrüche, Fehler und Wortfindungsstörungen verwirren. Ihr undeutliches Sprechen ist von fehlender Satzstruktur und eingeschränkter sprachlicher Organisation gekennzeichnet. Erschwerdend hinzu kommt die häufig fehlende sprachliche Eigenwahrnehmung in Gesprächen.

Kindliche Stimmstörung

Stimmliche Probleme im Kindesalter liegen häufig dann vor, wenn Kinder über einen längeren Zeitraum (mehr als drei Monate) permanent heiser, rauh oder gepresst sprechen.
Beim Versuch, besonders leise, oder auch sehr laut zu werden, bricht die Stimme oft ganz ab. Viele Kinder berichten über Kratzen oder Brennen im Halsbereich. Durch den häufigen Versuch des Abhustens oder Räusperns strapazieren sie ihre Stimme jedoch noch zusätzlich.
Sehr häufig entsteht eine Stimmstörung bei Kindern als Spätfolge einer schweren Infektion der Atemwege, besonders einer Kehlkopfentzündung mit begleitender Heiserkeit. Aber auch falsches Atmen kann die Entstehung von Stimmstörungen begünstigen. Viele der chronisch heiseren Kinder neigen beim Sprechen zur so genannten Hochatmung. Beim Luftholen werden die Schultern stark hochgezogen, was u. a. zu einer Verspannung der Hals- und Kehlkopfmuskulatur führt.
Über diese Ursachen hinaus gibt es noch eine Vielzahl von Erkrankungen im Bereich des Kehlkopfes, die eine Stimmstörung nach sich ziehen können (z.B. Wucherungen oder Knötchen auf den Stimmlippen lagernd)
Insgesamt gesehen kann man davon ausgehen, dass kaum eine alleinige Ursache, sondern eher eine Kombination von verschiedenen Faktoren für die Entstehung einer Stimmstörung verantwortlich ist.

Rhinophonie

Rhinophonien (Näseln) sind Störungen des Stimmklangs und der Artikulation, die durch eine gestörte Nasenresonanz entstehen. Grundsätzlich wird zwischen offenem und geschlossenem Näseln unterschieden. Das offene Näseln wird daran erkennbar, dass zu viel Luft bei der Bildung von Lauten entweicht, während beim geschlossenen Näseln keine Luft über den Nasenraum entweicht, was insbesondere bei den Nasallauten (/m/, /n/ und /ng/) deutlich wird. Die Verständlichkeit der gesprochenen Sprache kann durch eine Rhinophonie bis zur Undeutlichkeit eingeschränkt sein.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKGS)

Bei Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen ist die mündliche Kommunikation durch Veränderungen der Sprechatmung, des Stimmklangs und der Aussprache beeinträchtigt.
Bereits im Säuglingsalter, vor allem in den ersten Lebenstagen, können unterschiedlich ausgeprägte Probleme beim Saugen, auftreten, die die Ernährung anfangs erschweren und die Eltern stark fordern. Wenn die betroffenen Kinder zu lautieren und später sinnvolle Wörter zu sprechen beginnen, klingt der Stimmklang häufig hypernasal oder auch rau, heiser oder überhaucht, wenn die Kinder ihre Stimmbänder zu stark beanspruchen.
Der Schwerpunkt der Beeinträchtigung liegt auf der Aussprache. Sie ist auch nach dem operativen Verschluss der Spaltfehlbildung möglicherweise in der Verständlichkeit eingeschränkt. Das gilt vor allem dann, wenn die Fehlbildung auch den weichen Gaumen mit betroffen hat und die Funktion dieser Muskelgruppe nicht vollständig hergestellt werden konnte. Der weiche Gaumen (auch Gaumensegel oder Velum genannt) hat die Aufgabe, die Mundhöhle von der Nasenhöhle zu trennen und so dafür zu sorgen, dass beim Sprechen keine Luft durch die Nase entweicht. In der deutschen Sprache ist dies für fast alle Konsonanten in unterschiedlicher Ausprägung notwendig. Auch die Sprechatmung wird dann in ungünstiger Weise verändert. Manche Kinder entwickeln zum Ausgleich sehr früh sogenannte Ersatzlaute. Sie benutzen andere, eigentlich für Lautbildung nicht vorgesehene Stellen, zum Beispiel den Rachen oder sogar den Kehlkopf, um Laute wie /t/ oder /k/ zu erzeugen. Dies verändert den Charakter des Lautes so, dass die betroffenen Kinder oder auch Erwachsenen in ihrer spontanen Sprechweise schlecht verstanden werden können. Das Mittelohr kann bei Kindern mit LKGS-Fehlbildung zeitweise schlecht belüftet sein und so zu vorübergehender Höreinschränkung führen, die wiederum die Sprachentwicklung beeinträchtigen kann.